Immerhin eine eigene Wohnung oder eine Woche = 44 Tage (Fortsetzung)

Wer erinnert sich an meine Gleichung, die ich ganz ohne Mathematikbegabung aufgestellt habe? Sie lautete: Eine Woche = ein Monat. Es ging darum, dass mir zuerst versprochen wurde, dass ich nach einer Woche von der Pension in die richtige Wohnung ziehen kann. Letztlich aber hieß es, es würde einen ganzen Monat dauern. (Link zum Artikel: http://kulturweit-blog.de/tata2012/2012/09/07/eine-woche-ein-monat/)

Nun muss diese Gleichung korrigiert werden, sie lautet richtig: Eine Woche =  44 Tage, da ich nach genau 44 Tagen endlich in meine Wohnung einziehen konnte.

Wie kam es dazu? Ein Rückblick

Hoffend kam ich aus Deutschland zurück, endlich sollte ich umziehen können. Dann erfuhr ich, ich sollte die folgende Woche Freitag, den 12.10.12 die neue Wohnung beziehen. Warum? Wieso? Weshalb? Keine Ahnung. Des Weiteren sollten Montag Möbel gekauft werden. Ich machte mir sogar Gedanken darüber, ob ich diese Möbel selbst zahlen müsste.

Nach etlichen Terminverschiebungen ging es statt Montag am Dienstag, 9.10, zur Wohnungsbesichtigung und zum „Shopping“, wie es die Verantwortliche aus dem Wirtschaftsteil, Hajni, der Schule bezeichnet. Sie ist im Übrigen eine sehr nette Frau, auch wenn die Kommunikation auf Englisch manchmal etwas schwerfällig läuft. Mit der Wohnung war ich sehr zufrieden. Die Lage ist super, ich bin nicht sehr weit weg von der Schule und den Supermärkten und in der Nähe des alten Sees. Bis auf das Bügeleisen, den Staubsauger und den Fernseher ist die Ausstattung meiner Wohnung so gut wie neu. In der Erdgeschosswohnung bin ich ebenso stolzer Besitzer eines Holzofens.

Mit der Beratung von Hajni und der telefonischen Übersetzung einer Deutschlehrerin kaufte ich für die Küche dunkelorangene und für das Schlaf- und Wohnzimmer dunkelblaue Vorhänge. Außerdem brauchte ich einen Teppich, der weder zu schmutzempfindlich ist noch den Raum zu arg verdunkelt. Also fiel die Wahl auf einen Teppich mit hellen, braunen und beigen Elementen.

Eigentlich war mir klar, dass der Umzugstermin nicht am 12.10. sein würde. Das merkte ich schon, als ich von meiner telefonischen Übersetzungshilfe hörte: „Freitag oder Samstag“. Als Hajni mir letztlich in Ihrem Büro mitteilte, dass es wahrscheinlich Montag werde, war ich keineswegs geschockt. Dennoch bestand ich darauf, am Freitag umziehen zu können. Ich kann schließlich auch ohne einen Kleiderschrank dort wohnen (der im Übrigen heute, Montag, 15.10., immer noch auf sich warten lässt). Mir war wichtig, einfach umzuziehen, mich einrichten und fest niederlassen zu können, endlich.

Aktueller Stand: immerhin eine eigene Wohnung

Was mir dabei vielleicht ein bisschen zu wenig bewusst war, dass manchen Dinge in einen Haushalt einfach unerlässlich sind, wie z.B. Internet. Gerade angekommen bereute ich den Umzug schon, da ich ohne meine obligatorischen fünf Stunden auf Facebook komplett abgeschlossen von der Außenwelt sein würde. Dieser Missstand wurde zum Glück durch eine unbewusst nette Nachbarin ausgeräumt, deren WLAN-Netz „Gabi“ nicht passwortgeschützt ist, wie es in Deutschland unter Strafe steht. Hach, was bin ich froh, in Ungarn zu sein! Danke, Gabi!

Abgesehen von meiner obigen Übertreibung gibt Dinge, die von mir WIRKLICH dringend benötigt werden bzw. wurden. Gegenstände angefangen von einer Klobürste über Teller & Besteck bis hin zu einer einfachen Bettdecke waren nicht auffindbar. Glücklicherweise unterstützte mich hierbei mein hilfsbereiter amerikanischer Freund Scott und lieh mir das Notwendigste.

Was letztes Wochenende folgte, war eine reine Orgie. Nein, wir reden hier nicht über eine übertriebene zwischenmenschliche Aktivität, sondern über ein weit verbreitetes Elend der modernen Hygiene-Gesellschaft: Putzen! Nun gut, ich mag eine saubere und ordentliche Umgebung, aber was meine Wochenendputzerei angeht, war dies häufig unbefriedigend. Anfangs dachte ich mir: „Wunderbar, jetzt mache ich alles sauber.“ Voll motiviert an der Arbeit stellte ich heraus, dass sich viele Dinge, wie z.B. Teller, Küchenwaschbecken und Toilette an manchen Stellen einfach nicht reinigen lassen; da kann man schrubben, was man will. Ich habe keine Ahnung, wie man ein Waschbecken dermaßen „unputzbar“ machen kann, aber daran muss ich mich wohl noch gewöhnen, an jene ungarische Mentalität. Alles nicht so genau nehmen, lieber entspannen statt sich wegen dem Saubermachen einen riesigen Stress zu machen, so wie ich. Jetzt weiß ich endlich, was sie beim „kulturweit“-Vorbereitungsseminar mit interkultureller Kompetenz, kurz IKK, gemeint haben.

Mittlerweile habe ich mich einigermaßen gut in mein Plattenbau-Apartment eingelebt. Wie gesagt, einen Schrank gibt es immer noch nicht; zudem ist die Waschmaschine noch nicht angeschlossen, aber naja, immerhin eine eigene Wohnung.

Und weiter geht’s

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